Lindau muss Beitrag leisten. (Leserbrief in der Lindauer Zeitung am 9.8.2019)
Wir sind gerade dabei, die Zukunft der nächsten Generationen zu ruinieren. Dass eine Verkehrswende dringend erforderlich ist, steht außer Frage. Die Zeiträume, von denen die Wissenschaft spricht, machen wenig Hoffnung auf eine rein technische Lösung des Problems. Trotzdem ist das Auto nach wie vor das beherrschende Verkehrsmittel. Selbst Menschen mit hohem Umweltbewusstsein sitzen im Auto. Und sie tun es, weil sie – teils vermeintlich, teils tatsächlich – nicht anders können. Und sie können nicht anders, weil die Politik anstatt den ÖPNV bevorzugt zu fördern, für die vielen Autofahrer einigermaßen freie Fahrt und genügend Parkplätze garantieren muss. Und so schließt sich der Kreis, der hier zum Teufelskreis wird und die Hölle schafft, die die Klimaforscher prognostizieren.
Wie wir die Parkplätze von der Hinteren Insel ersetzen, ist demnach eine untergeordnete Frage. Die drängendste Frage ist, was kann Lindau zu einer Verkehrswende beitragen, und wie können entsprechende Maßnahmen gestaltet werden, dass keine Existenzen damit gefährdet werden.
Ein Parkhaus am Karl-Bever-Platz ist keine Maßnahme, die einen Beitrag zur Verkehrswende leistet, und um es als Nebenmaßnahme noch mitlaufen zu lassen, ist es zu teuer. Gerne wird damit argumentiert, dass solch ein Parkhaus sich ja irgendwann selber trägt. Passieren wird dies aber nur, wenn sich das Mobilitätsverhalten der Menschen nicht ändert. Darauf zu wetten, heißt auf das Elend unserer Kinder und Enkel zu wetten. Fatal ist somit nicht ein Verzicht auf das Parkhaus, sondern zu unserem Verhängnis wird es, wenn die Wirklichkeit des enormen Autoverkehrs für die nächsten Jahre die Wirklichkeit bliebe.
Wir tragen Mitverantwortung für politische Entscheidungen. Das Bürgerbegehren ist eine gute Gelegenheit, ein Zeichen zu setzen, dass wir – auch wenn es auf der Straße noch nicht so aussieht – eine andere Mobilität wollen, eine die vielleicht nicht mehr ganz so bequem sein wird, aber die außer mit unseren Ansprüchen auch noch mit dem Leben auf dieser Erde verträglich ist.
Dr. Elisabeth Umkehrer, Lindau